Brand-Erbisdorf

Eine Erzader (Erzgang) oder ein Flöz (großflächige Schicht nutzbarer Gesteine) wurden selten durch menschliche Arbeit entdeckt, sondern meist einfach durch Zufall. Früher glaubten die Leute, Gänge mit Wünschelruten finden zu können. Dabei handelte es sich um eine gegabelte Rute, meistens vom Haselbusch oder einem anderen biegsamen Holz. Echte Bergleute glaubten nicht an solchen Hokuspokus, sondern achteten auf die natürlichen Kennzeichen der Gänge.

Aberglaube: Leute suchen mit einer Wünschelrute nach kostbarem Erz

Aberglaube: Leute suchen mit einer Wünschenrute nach kostenbarem Erz

Wenn ein Bergmann einen abbauwürdigen Gang gefunden hatte, ging er möglichst unverzüglich zum Bergmeister und bat ihn, dass dieser ihm ein Bergrecht verleihe. Der Bergmeister verlieh demjenigen die Fundgrube, der sie zuerst gefunden hatte.

Wenn er das Bergbaurecht besaß, wurde die Grube je nach Maß eingeteilt. Die Maße des Grubenfeldes wurden ausgedrückt in Doppelschritt oder Lachter, welches bei den Bergleuten sechs Fuß misst. Das größte Maß besaß die sog. Fundgrube, das Kleinste das Lehen. Weiterhin gab es noch die Wehr und die Grube.

Früher war die übliche Art einen Gang zu vermessen folgende: Sobald ein Schürfer Erz gefunden hatte, zeigte er dies dem Bergmeister und dem Zehnter an, die entweder selbst aus der Stadt in die Berge gingen oder mindestens zwei vertrauens- und glaubwürdige Männer schickten, um den an Erzen reichen Gang zu besichtigen. Wenn sie ihn der marktscheiderischen Vermessung für Wert hielten, ging der Bergmeister an einem festgesetzten Tag wiederum hinaus und befragte den ersten Finder des Ganges über den Gang.

Daraufhin musste der Bergmann einen Schwur leisten. Danach begann der Bergmeister mit einer Schnur, von der Mitte der Haspelwelle ausgehend, den Gang zu vermessen. Er gab dem Finder des Ganges zunächst ein halbes Lehen, dann drei volle Lehen, danach eines dem König oder Fürsten, ein zweites dessen Gemahlin, das dritte dem Marschall, das vierte dem Mundschenk, das fünfte dem Kämmerer und das sechste sich selber. In gleicher Weise vollzog er die Vermessung des Ganges nach der anderen Seite der Haspelwelle.

Kostbare Erze kommen meist in langen streifenartigen Erzadern vor.

Der Freiberger Bergbau begann im 12. Jahrhundert überall mit Tagebau. Diese Tagebaue erreichten vermutlich zehn bis fünfzehn Meter Tiefe. Später, als man die Erze nur noch in größerer Tiefe fand, ging man zum Tiefbau, dem Abbau untertage über.

Im Zusammenhang mit der Erzgewinnung kam unter anderem dem Holz eine große Bedeutung zu. Man benötigte es vor allem in Schmelzhütten, Kalkhütten, Hammerwerken, Glashütten, zum Abstützen der Gänge in den Schächten, zum Bauen von Häusern sowie zu verschiedenen Ausbesserungsarbeiten, ebenso als Brennholz.

Nachdem in der näheren Umgebung Freibergs von 1168 bis um 1400 alle Wälder durch den Holzkohlebedarf der Schmelzhütten verbraucht waren, begann 1438 das Holzflößen auf der Mulde von den Wäldern an der böhmischen Grenze bis zu den Freiberger Hütten. Plätze, wo Floßholz verkohlt und dann nach Freiberg geliefert wurde, waren Bernsdorf an der Zschopau, Blumenau, Görsdorf und Borstendorf an der Flöha sowie Röthenbach an der Weißeritz. Den Nachweis findet man heute noch durch gut erhaltene Kohlestraßen.

Aufgrund des nachlassenden Holzangebotes auch in der weiteren Umgebung von Freiberg schlugen S. Rölling und M. Planer vor, einen Floßgraben von der Fley (heute Flöha) über Cämmerswalde und Clausnitz zur Mulde zu bauen, um dann das Holz schneller nach Freiberg schiffen zu können. Begünstigt wurde das Vorhaben durch den bei einem Wolkenbruch freigelegten Dorfbach, die Rachel. Durchgeführt wurde der Plan von Kurfürst Johann Georg I. Er finanzierte den Bau bis zu diesem Clausnitzer Dorfbach und ermöglichte so eine Verbindung zur Mulde. Die Strecke nach Freiberg zog sich bis über 40 km.

Der Bergbau war damit der größte Holzabnehmer im Erzgebirge. Im Mittelalter wurde die Flößerei durch Feudalherren bestimmt. Dadurch ging diese Einnahmequelle dem städtischen Bürgertum verloren.

Der Bau der Bergwerke und das Befeuern der Hütten,in denen das Erz geschmolzen
wurde, verschlangen Unmengen an Holz.

1534 kaufte Johann Georg I. den Wald zwischen Rechenberg und der böhmischen Grenze. Erste Bauern zogen als Holzfäller in diese Region und siedelten hier. In diesem Zusammenhang entstand unter anderem das Dorf Holzhawe (heute Holzhau). 1542 wurde es erstmalig im Landesverzeichnis mit 23 Bauern gemeldet. Man konnte nur an den Uferregionen der Mulde bauen und so entstand die jetzige langgestreckte Form des Dorfes.

Die Flöße und das Transportproblem waren gewiss eine Kostenfrage, aber es war noch mehr als das: Für Stadt und Bergbau hing die eigene Existenz von der Beschaffenheit der erforderlichen Menge Holz ab – mit anderen Worten: die Nutzung der Wälder, Wasserwege und Straßen mussten durchorganisiert sein, um einen wirtschaftlichen Zusammenbruch in den Städten zu verhindern.

Durch den hohen Holzverbrauch des Bergbaus wich der Wald im Verlauf von rund 450 Jahren zurück bis zu den Kämmen des Erzgebirges. Um Transportprobleme zu verhindern, stellte der Floßgraben nichts anderes dar, als den grandiosen Versuch, den zurückweichenden Wald einzuholen.

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